Heartbeat

Gegründet 2000. Unser Partner seit 2009.

Heartbeat ist eine südafrikanische Nichtregierungsorganisation, die sich um Kinder kümmert, die durch die Folgen von HIV/Aids ihre Eltern verloren haben oder deren Eltern schwer krank sind. Heartbeat unterstützt vor allem von Kindern oder Großmüttern geführte Familien, die in besonderem Maße Unterstützung benötigen.

HIV/Aids und materielle Armut sind in Südafrika trotz der insgesamt beeindruckenden Entwicklung des Landes weiterhin ein großes Problem. Laut UNAIDS gab es 2014 etwa 2,3 Millionen südafrikanische Aidswaisen. Sterben die Eltern an den FolgenAids, bleiben oft mehrere, teils noch sehr junge Kinder zurück. Die Verwandten können sie häufig nicht aufnehmen, da sie gesundheitlich und/oder finanziell nicht in der Lage sind. Dann muss das älteste Kind die familiäre und wirtschaftliche Verantwortung für die Geschwister übernehmen. Dadurch brechen sie sehr häufig die Schule ab und versuchen Geld zu verdienen, um sich selbst und die Geschwister zu versorgen. Schlechte Bildungschancen der Waisenkinder erhöhen dabei ihr Risiko, selbst mit HIV infiziert zu werden – ein Teufelskreis wird in Gang gesetzt.

Um diese Entwicklung aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen, rief Dr. Sunette Pienaar im Jahr 2000 die Organisation Heartbeat ins Leben. Diese gründet in besonders betroffenen Gemeinden Versorgungs- und Bildungszentren unter Führung der Gemeinde.

Heartbeat im Überblick

Beteiligte des Mentoring & Training (links) reden mit Teilnehmenden der Go Ahead-Study Tour (rechts), 2014

Heute versteht sich Heartbeat als Organisation zum Schutz der Rechte von gefährdeten Kindern durch die Förderung von gesellschaftlichem Wandel in den betroffenen Gemeinden. Der Ansatz basiert auf den vier Prinzipien: Kinderrechte, Gemeindebeteiligung, nachhaltige Entwicklung und Partnerschaften.

Heartbeat betreibt derzeit 12 Gemeindezentren, deren Angestellte bereits von über 800 Freiwilligen unterstützt wurden, und betreut heute über 3000 Kinder auf kontinuierlicher Basis in seinen Projekten.

Das Management von Heartbeat – ob es nun um Finanzierung, Organisation, Kommunikation, Marketing oder Personal geht – ist sehr professionell. Im Jahr 2006 wurde die Gründerin Dr. Sunette Pienaar von der Schwab Foundation zur sozialen Unternehmerin 2006 gewählt und durfte in der Folge auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sprechen.

Das Heartbeat-Konzept

Angesichts der hohen Anzahl von Waisen und gefährdeten Kindern durch die HIV/Aids-Pandemie, sind herkömmliche Konzepte der Fürsorge in Südafrika nicht ausreichend. Es ist nicht möglich, allen Kindern die Aufnahme in ein Kinderdorf zu ermöglichen.

Heartbeat hat deshalb ein Konzept entwickelt, das auch von den zuständigen Behörden als Konzept zur Versorgung von Waisenkindern anerkannt wurde. Heartbeat setzt hierzu auf eine auf der Gemeinde (Community) basierende Projektidee, deren Grundpfeiler Kinderrechte, Gemeindebeteiligung und nachhaltige Entwicklung sind. Das Modell setzt darauf, die Kinder in den eigenen Familien und Dorfverbänden zu lassen, diese aber in den vorhandenen Strukturen zu unterstützen.

Damit kümmert sich Heartbeat nicht nur um die Kinder, sondern trägt mit seinem Konzept auch dazu bei, dass die Gemeinden die Situation selbst verstehen. Noch zu oft werden Aidswaisen von der Gemeinde aufgrund von Angst und Aberglaube ausgeschlossen und stigmatisiert.

Das Gebäude des Lernzentrums in KwaZulu Natal, 2014

MitarbeiterInnen von Heartbeat besuchen diese Kinder mehrmals wöchentlich. Die Kinder erhalten ein Essenspaket und Schulgebühren sowie -uniformen werden gestellt. Sie finden in ihren Betreuern Vertraute, an die sie sich mit ihren Fragen und Problemen wenden können. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kinder in einem verhältnismäßig behüteten Umfeld aufwachsen.

In Betracht für die Aufnahme in das Programm kommen Kinder, die:

  1. in einer von Kindern geführten Familie leben oder
  2. in einer von Großeltern geführten Familie leben oder
  3. potenzielle Waisenkinder sind, weil ihre Eltern bereits mit HIV infiziert sind.

Nach der Schule haben die Kinder zudem in den Lernzentren eine sichere Einrichtung, in der sie ihre Hausaufgaben erledigen können und Nachhilfe sowie Betreuung erhalten. Ein solche Einrichtung ist auch das von Go Ahead! unterstützte Learning Center.

Wirksamkeit des Heartbeat-Konzepts

Das von den Kindern beliebte Klettergerüst, welches von Christoph Schotts Geburtstagsvideo finanziert wurde Mitte 2014 fertig gestellt, 2014

Das Modell von Heartbeat ist deshalb so innovativ und erfolgreich, weil es die Kinder in ihren vertrauten Communities lässt und die Kapazitäten darauf fokussiert werden, sie bei einem möglichst normalen Aufwachsen zu unterstützen. Dieser Ansatz unterscheidet sich daher stark von dem eines Waisenhauses und ist ein sinnvoller Ansatz, um mit den Folgen von HIV/Aids in südlichen Afrika umzugehen.

Das Heartbeat-Modell wurde von der südafrikanischen Regierung ausgezeichnet und wird von weiteren Nichtregierungsorganisationen übernommen. Heartbeat bietet hierzu sein Training und Mentorenprogramm Tswelopele an, das mittlerweile sogar staatlich akkreditiert wurde.

Das Heartbeat-Konzept zum Training & Mentorship wurde auch in einer von USAID finanzierten und von der Universität von Tulane (USA) im Jahr 2011 veröffentlichten Studie analysiert und für gut und effektiv befunden.

Vom Abenteuer sich zu engagieren


Interview mit Dr. Sunette Pienaar – der Gründerin von Heartbeat und heutigen Vorstandsvorsitzenden:

 

»Mir wurde bewusst, dass 79 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu öffentlichen Leistungen hatten, zur Gesundheitsversorgung, zu Medikamenten, zu Arbeit. Und dann las ich über Aids, und dass vier Millionen Menschen in unserem Land infiziert sind und dann all diese Kinder, Aids-Waisen, damals waren es 1,3 Millionen. Ich fragte mich, was unsere Kirche eigentlich zur Lösung des Problems beiträgt. Aber die Kirche war nicht interessiert. Es war für sie ein Problem der Schwarzen. Ich verließ die Kirche und entschied mich, selbst etwas zu tun. Ich musste einfach etwas tun.«

»Es war ein schwarzes Problem« Wie sind Sie aufgewachsen?

»Als ich aufwuchs, lebten wir in einem sehr eigenartigen Land. Einem Land von Weißen. Ich hatte keine Ahnung, dass es auch Schwarze gab. Ich dachte, nun ja, da gibt es ein paar Menschen in Lehmhütten. Das jedenfalls erzählten sie uns im Geschichtsunterricht. Und da war es ein richtiger Schock, als ich die Universität besuchte und herausfand, dass es nicht nur ein paar Schwarze gab, sondern dass vier Fünftel der Bevölkerung Schwarze sind. Während der Apartheid war ich also einer der Nutznießer dieses Systems. Ich konnte tun und lassen was ich wollte, hatte alle Möglichkeiten und wuchs auf in einer kleinen ersten Welt.«

Wer hat Sie auf Ihrem Weg beeinflusst?

»In der Kirche gab es einen Priester und ich fand es toll, wenn er aufstand und zu uns sprach. Ich beschloss, Theologie zu studieren. Also ging ich zu einem Geistlichen und sagte es ihm ganz aufgeregt. Aber er erwiderte mir: Das ist nichts für eine Frau. Das war das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass ich nicht alles machen konnte. Also studierte ich Jura. Aber das war nicht, was ich wollte. Ich hörte damit auf und begann trotz allem Theologie zu studieren. Als ich damit fertig war, wurde ich Geistliche in der Kirche und war die einzige Frau in einer Gruppe von 1.200 Männern. Das war ein harter Lernprozess für mich, nämlich zu lernen, was es heißt, anders zu sein und keine Stimme zu haben, weil du anders bist.«

Rührt daher Ihr Engagement für »die anderen«?

»Nur teilweise. Eine weitere Erfahrung betraf meinen Bruder. Er war während der Apartheid bei der Polizei. Es war eine sehr gewalttätige Zeit, manchmal kam er mit Blut am Hemd nach Hause. Wir wohnten in der Nähe eines Townships und man warf uns Steine in die Fenster. Es war ein Wunder, dass man uns damals nicht ermordet hat. Das geschah 1994, und ich begann, mich für die Geschichte unseres Landes zu interessieren. Mir wurde bewusst, dass 79 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu öffentlichen Leistungen hatte, zur Gesundheitsversorgung, zu Medikamenten, zu Arbeit. Und dann las ich über Aids, und dass vier Millionen Menschen in unserem Land infiziert sind und dann all diese Aids-Waisen! 2005 gab es schon mehr als zwei Millionen! Ich fragte mich, was unsere Kirche eigentlich zur Lösung des Problems beiträgt. Aber die Kirche war nicht interessiert. Es war ein schwarzes Problem. Ich trat aus der Kirche aus und entschied mich, selbst etwas zu tun. Ich musste einfach etwas tun.«

Wie kam es zur Gründung Ihrer Initiative?

»Ich begann mit Leuten in der Universität und eigentlich überall über das Waisenproblem zu sprechen. Und nachdem ich viele Menschen interviewt hatte, begann ich über eine Initiative nachzudenken. Eine Nichtregierungsorganisation verwies mich an ein Projekt in einem Township, das mit HIV-infizierten Eltern arbeitete. Die sagten mir dann, dass sie so viele Waisen kennen würden, dass sie nicht wüssten, was sie mit ihnen machen sollten. Das war 1999. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein Township betrat, und ich war bestürzt und fassungslos über das, was ich dort sah.«

Die Realität ist in der Tat katastrophal. Sterben die Eltern an Aids, bleiben meist mehrere hilflose Kinder zurück. Die Verwandten können sie häufig nicht aufnehmen, weil sie selbst zu arm oder gar infiziert sind. Dann muss das älteste Kind die familiäre und wirtschaftliche Verantwortung für die Geschwister übernehmen. Da das neue Familienoberhaupt weder Bildung noch Ausbildung hat und in jeder Weise überfordert ist, sind die Chancen auf ein menschenwürdiges Leben für diese »Kinderfamilien« gleich null. Auf diese Weise wachsen in Südafrika ständig neue Generationen von Waisenkindern auf, deren Lebensumstände und Verhaltensweisen nur zu weiteren HIV-Infektionen führen – ein Teufelskreis. Das Aids-Programm der Vereinten Nationen schätzt, dass die Zahl der Aids-Waisen bis zum Jahr 2010 auf 2,3 Millionen ansteigen wird.

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